30/11/2016, 20:00
Filmclub Bozen

Ausverkauf der Alpen: Tourismus um jeden Preis?

Filmabend: Die Piefke-Saga, Teil 1

28 Millionen Nächtigungen in mehr als 10.000 Beherbergungsbetrieben verzeichnet das Tourismusland Südtirol jedes Jahr. Und die Touristen wollen hier nicht nur schlafen, sondern etwas erleben. Was, darüber gehen die Meinungen bei den verschiedenen Akteuren auseinander: Während die einen den massiven Aus- und Aufbau von Skigebieten, alpiner Fun-Architektur und anderer touristischer Infrastruktur als einzigen Weg um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können sehen, plädieren die anderen für einen nachhaltigen, sanften Tourismus.

Am 30. November zeigen wir gemeinsam mit dem Südtiroler Alpenverein im Rahmen des Themenabends „Ausverkauf der Alpen: Tourismus um jeden Preis?“ im Bozner Filmclub den ersten Teil der Filmreihe „Piefke Saga“. Die satirische und tragikomische Miniserie des Tiroler Schriftstellers Felix Mitterer über das Verhältnis zwischen deutschen Touristen und profitbewussten Tirolern ist vor allem eine Gesellschaftskritik über die Folgen eines hemmungslosen Fremdenverkehrswesens und auch nach mehr als 25 Jahren topaktuell.

Nach dem Film diskutiert Stephanie Risse mit Hans Heiss (Tourismushistoriker), Thomas Walch (HGV-Bezirksobmann Pustertal/Gadertal) und Liliana Dagostin (Umweltrechtlerin ÖAV) über die Aktualität der im Film karikierten Tourismusgesellschaft.

Braucht es eine Nachdenkpause in Sachen touristische Erschließung der Alpen? In den vergangenen Jahrzehnten hat die Branche ihr Angebot in den Alpen immer mehr aufgerüstet. Sie wirbt heute mit hochmodernen Skiliften, Luxushotels und Sportevents. Die Alpen gleichen einem Freizeitpark - der nicht nur auf Begeisterung stößt: Immer weniger Menschen fahren Ski. Vielen ist das Vergnügen in den Bergen schlichtweg zu teuer geworden. Dem Drang sämtlicher Betreiber nach touristischer Bedürfnisbefriedigung hat dieser Trend bisher keinen Abbruch getan, im Gegenteil: Sie erschließen immer mehr Gebiete, feiern Fusionen immer größerer Skidestinationen – vielfach auf Kosten kleiner Tourismusorte und kleinräumiger Kulturlandschaften, die vom Markt verschwinden. Das sei Raubbau an der Natur durch übertriebene Investitionen und unseriöser Wettkampf um Gäste, werfen Naturschützer den Unternehmern vor. Das sei die Grundlage von Wohlstand, kontern diese. Wie weit dürfen wir gehen, um Touristen in die Alpen zu locken? Was ist für Natur und Menschen noch verträglich? Diese Fragen werden von unseren Gästen ebenso thematisiert wie jene, was wir im Blick zurück, auf die lange Tourismusgeschichte Südtirols, für unsere Gegenwart und Zukunft lernen können und vor allem, was der Tourismus, das ständige Sich-Bewerben und Sich-Präsentieren, mit einer Gesellschaft macht.