03/02 2018

CfP: Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte 2018

Kolloquium für Nachwuchshistorikerunnen und -historiker: Regionalgeschichte und Periodisierungen

Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte

Kolloquium für Nachwuchshistorikerinnen und -historiker der Regionalgeschichte

 

Call for papers

Die Arbeitsgruppe „Geschichte und Region/Storia e regione“ und das Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen organisieren vom 11. bis 13. Oktober 2018 in Bozen die zweite Ausgabe der Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte. Ziel der Veranstaltung ist es, Nachwuchshistorikerinnen und -historikern, die sich mit regionalgeschichtlichen Fragestellungen beschäftigen, eine Möglichkeit des Austausches und der Vernetzung zu bieten, indem laufende, oder erst kürzlich abgeschlossene Projekt- oder Qualifizierungsarbeiten (Master, Doc, Postdoc) präsentiert und zur Diskussion gestellt werden können.

Die Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte sind eine Gesprächs- und Vernetzungsplattform für Nachwuchshistorikerinnen und -historiker, die an regionalgeschichtlichen Themen arbeiten. Das Kolloquium steht ausdrücklich für Präsentationen aus allen Bereichen, Räumen und Epochen der Regionalgeschichte offen. „Region“ wird dabei nicht als ein administrativ oder politisch definiertes Territorium, sondern als eine räumlich offene Kategorie verstanden.

2018 beschäftigen sich die Bozner Gespräche mit der Frage der Zeitlichkeit in der Regionalgeschichte. Die Beiträge sollen durch die forschungsgeleitete Diskussion und Reflexion über Periodisierungskonzepte in der Regionalgeschichte miteinander in Bezug gesetzt werden. Während der Frage der Zeitlichkeit in der Geschichtswissenschaft durchaus eine wichtige Rolle zukommt, seht sie in der Regionalgeschichte jedoch weiterhin noch stark im Schatten der Überlegungen über den Raum. Das diesjährige Thema der Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte ist dagegen verschiedenen Problemlagen geschuldet, mit denen sich auch das regionalhistorische Arbeiten konfrontiert sieht. Solche Probleme mit der Kategorie „Zeit“ lassen sich auf verschiedenen Ebenen festmachen:

  1. Periodisierungen bergen zunächst die Gefahr in sich, zeitliche Vorannahmen unreflektiert weiterzuschreiben. Jürgen Osterhammel umschreibt diese „Geringschätzung der Periodisierungsfrage“ mit dem Schlagwort der „Periodisierungsabstinenz“. Jede Form der Zeit-Ordnung ist ihrerseits ein Produkt bestimmter Vorstellungen (z.B. politischer, ideologischer, religiöser, sozialer, geschichtsphilosophischer oder kultureller Natur) und somit bestimmten sinngebenden Vorannahmen verpflichtet. Periodisierungen geben also der inhaltlichen Auseinandersetzung a priori eine bestimmte Ordnung, durch ihre unreflektierte Rezeption werden dahinterstehende Annahmen und Bedeutungen reproduziert.
  • Somit gilt es auf einer historiographiegeschichtlichen Ebene die für das eigene Thema relevanten Periodisierungen auf ihre implizierten, sinngebenden Konzepte hin zu ergründen, etablierte Zäsuren sowie Beginn und Ende von Epochen einer Überprüfung zu unterziehen, die Mittel und Diskurse, mit denen das zeitliche Kontinuum hierarchisiert wird, frei zu legen.
  • Dieses Problemfeld ist für die Regionalgeschichte insbesondere in ihrer Auseinandersetzung mit der nationalgeschichtlichen Historiographie von zentraler Bedeutung. Während es der modernen Regionalgeschichte gelungen ist, die Nation als räumlichen Referenzrahmen zu überwinden, bestimmen nationalhistorische Periodisierungen weiterhin die regionalhistorische Zeitlichkeit. Eine komparativ ausgerichtete, transnationale Regionalgeschichte steht somit vor einer wichtigen Aufgabe: Wie können ein Vergleich und gegenseitige Bezugnahmen gelingen, wenn weiterhin eine nationalgeschichtliche Ereignis-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte die Zeitlichkeit der Darstellung bestimmt? Ist es überhaupt möglich und sinnvoll, regionalgeschichtliche Periodisierungen anzuwenden, oder sollte eine transnationale Regionalgeschichte auf europa- oder besser: globalgeschichtliche Periodisierungen zurückgreifen?
  1. Die Problematisierung von Periodisierungskonzepten bedeutet auch, die Zeitordnungen auf der Ebene der Quellen der jeweiligen regionalhistorischen Untersuchung zu beachten. Im Sinne einer „Zeit-Geschichte“ nach Achim Landwehr, welche die Konstruktivität von Zeit berücksichtigt und somit die Möglichkeit der Pluralität und Parallelität von „verschiedenen Modalisierungen von Zeit“ einräumt, lässt sich nach den zeitgenössischen Zeitkonzeptionen, ihren Bedingungen und ihren Veränderungen fragen – getreu dem Ausspruch „Die Zeiten ändern sich mit der Zeit“. Dabei gilt zu überlegen, ob Fragen nach Genese, Akteuren, Etablierung und Wandel dieser zeitgenössischen Zeitkonzeptionen für die eigene regionalhistorische Untersuchung sinnvoll sind, ob regionalspezifische Zeitlichkeiten ausgemacht werden können.
  1. Auch das temporale Arrangement der eigenen historischen Arbeit kann einer genaueren Klärung unterzogen werden. Durch ihre narrative Struktur schafft jede historische Arbeit eine „werkeigene“ Zeitlichkeit: Das Thema wird zeitlich eingeschränkt und eingeteilt, zeitliche Konnexe hergestellt, das Kontinuum der Zeit je nach Anforderung für eine angemessene Behandlung des Themas hierarchisiert, gedehnt und gestreckt, um Zäsuren angeordnet. Welche dieser zeitlichen Formungen in Einsatz kommt hängt davon ab, welche Bedeutung wir bestimmten Ereignissen oder Prozessen zukommen lassen wollen. Wichtig scheint also die Reflexion darüber, wie das Zeitkontinuum in der eigenen historischen Arbeit angeordnet wird und welche Instrumentarien dabei angewandt werden.

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Wir betonen, dass das Kolloquium für alle Themen, Räume und Epochen offen ist und ausdrücklich allen regionalgeschichtlichen Zugängen Raum geben will. Auch geschichtsdidaktische Beiträge sind willkommen. Entscheidend ist vielmehr die Reflexion über Periodisierungen in einem oder mehreren der oben genannten Bereiche.

Die Beiträge sollten also enthalten:

  1. Präsentation des eigenen Forschungsvorhabens
  2. (Gegebenenfalls) eine Vorstellung von Vor- bzw. Zwischenergebnissen
  3. Theoretisch-methodische Reflexion der Periodisierungsfrage für die eigene regionalhistorische Arbeit (sh. einer der oben skizzierten Aspekte)

Die Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte finden vom 6.– 8. September 2018 in Bozen statt.

Die Tagungssprachen sind Deutsch, Italienisch und Englisch (Simultanübersetzung Deutsch-Italienisch wird angeboten).

Die Übernachtungen und die Verpflegung der Referentinnen und Referenten können von den Organisatoren übernommen werden. Die Reisespesen können rückvergütet werden.

Die Publikation einiger Beiträge in zukünftigen Thermenhefte der Zeitschrift „Geschichte und Region/Storia e regione“ ist angedacht.

 

Interessenten und Interessentinnen sind gebeten, bis zum 28. Februar 2018 einen Vorschlag für die Präsentation der eigenen regionalgeschichtlichen Qualifikationsarbeit mit Anbindung an das Generalthema „Periodisierungen in der Regionalgeschichte“ (300 Wörter) sowie ein CV an folgende Adresse zu schicken:

info@geschichteundregion.eu