Das Forschungsprojekt untersucht den Einfluss von gesetztem Recht auf die Organisation der Gesellschaft, insbesondere der Geschlechterordnungen, vom Spätmittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Die den beiden Geschlechtern zugeordneten Befugnisse strukturierten das Verhältnis und die Beziehungen zwischen Frauen und Männern. Inwieweit diese berechtigt waren, selbständig zu vereinbaren und zu verfügen, erweiterte oder verengte ihren Handlungsspielraum und damit ihre Machtposition innerhalb der Gesellschaft.
Das heutige Südtirol bietet sich für eine Untersuchung des Spannungsfeldes zwischen Rechtnormen und Rechtspraxis besonders an, da es sich am Schnittpunkt zweier Rechtstraditionen befindet. Anwendung und Auswirkungen sowohl des romanischen wie auch des germanischen Rechts lassen sich in diesem Gebiet nachweisen. Sie dürften – so eine der Hypothesen des Projekts – der Grund dafür sein, dass sich in den späteren Jahrhunderten trotz vereinheitlichter Rechtsnormen noch unterschiedliche Interpretationen und Praktiken gehalten haben.